Wir über uns
(Von Simone Karl)
…. eine Erfolgsgeschichte, könnte man ergänzen.
Eine Geschichte von Werden und Wachsen, von Freundschaft und Liebe, auch Trauer und Verzweiflung, von Mut und Zusammenhalt, Leidenschaft und Freude.
Klingt ganz schön übertrieben, mögen einige denken, doch das ist es keineswegs. Wir haben Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt und gemeistert und uns zu einem anerkannten Chor entwickelt, sind musikalisch gereift und persönlich zu einer großen Familie zusammengewachsen.
Die Anfänge nahm dieser Chor im Sommer 1998, als sich Chorleiter Michael Weber (damals Kirchenvorstandsmitglied) einen langgehegten Traum erfüllte, und einen Jugendchor gründete. Die jugendlichen Sänger waren anfangs begeistert von den modernen Kirchenliedern und Gospels, die er eigens arrangiert hatte – diese Begeisterung ließ jedoch schnell nach, es kamen immer weniger zu den Proben und so hatte er die Befürchtung, irgendwann Freitags ganz alleine dazustehen. Sein großer Traum von einem jungen Chor schien in weite Ferne zu rücken, und so klagte er mir (ich war damals Pfarramtssekretärin) niedergeschlagen sein Leid – nie mehr danach habe ich ihn so deprimiert gesehen. Während er so erzählte, kam mir in den Sinn, dass ich schon des öfteren mit meinen Freundinnen Maria und Heike darüber gesprochen hatte, wie gerne wir in einem Chor singen würden – allerdings nicht das klassische Volksliederrepertoire, sondern neue Lieder, wie beispielsweise Gospels. Ich fasste mir ein Herz und sprach ihn darauf an – denn die gesuchte Zielgruppe für einen “Jugendchor” waren wir nicht mehr. Seine Miene hellte sich auf; danach ging alles ganz schnell, der Mittwochabend wurde zum Probenabend auserkoren und so ist es bis heute geblieben.
Das hat sich schon herumgesprochen, dass man Allegro-Sänger niemals am Mittwochabend anderweitig einplanen kann…
Einige der Jugendlichen waren die ersten Jahre noch geblieben, haben uns aber mittlerweile alle verlassen – vielleicht sehen wir die eine oder andere nach abgeschlossener Familienplanung wieder, wer weiß?
Anfangs wurden neue Sängerinnen im Übergangs-Kindergarten rekrutiert, nach unserem ersten Auftritt zur Verabschiedung von Pfr. Munz aus Langenbach kamen die nächsten Sängerinnen dazu – Freundinnen wurden geworben. Unser lange Zeit einziger Mann (danke Uli Reichrath, dass du es so lange ausgehalten hast!) bekam bald Unterstützung durch Dennis. Seit einigen Jahren nun haben wir einen festen Stamm an Männerstimmen, die dem Chorklang die nötige Tiefe geben. Ganz besonders stolz sind wir allerdings darauf, dass Tatjana, Uli Wagner und Birgit über viele Jahre den Bass unterstützt haben -ohne sie wäre ein vierstimmiger Chorsatz nicht möglich gewesen. Auch dies ist außergewöhnlich und zeigt, wie groß das Engagement eines jeden einzelnen war und ist, das beste zu geben und Allegro zu dem zu machen, was er heute ist.
Apropos “Allegro”, den haben wir uns als Namen ausgesucht, weil er zu uns passt. Vorgeschlagen von Uli Wagner mit der Begründung: Allegro heißt in der Musik “fröhlich, beschwingt” – und dass wir das sind, sieht man bei unseren Auftritten! Der ursprüngliche Name “Fleckesingers” klang manchen zu sehr nach Faschings-Klamauk.
Bald darauf folgte die nächste Entscheidung: Kleidung in rot-schwarz – jeder darf tragen was er will, nur rot und schwarz muss es sein. Auch das hat sich als Erfolgskonzept erwiesen, das seit einigen Jahren von anderen Chören kopiert wird, selbst in der Farbwahl. Es unterstreicht die Individualität jedes einzelnen, aber auch die Zusammengehörigkeit, und darauf legen wir besonderen Wert. Dieses Ziel ist hochgesteckt, hat uns aber bisher einige Krisen meistern lassen.
Zu den schönsten Auftritten zählen zweifelsohne die Trauungen unserer Chormitglieder und deren Kinder, die Taufen unserer “Chorkinder” und die alljährlichen Konfirmationsgottesdienste, für die wir fest eingeplant sind.
Ganz besonders schöne Erlebnisse sind die Taufen und Trauungen, die Michael Weber selbst abhält. Darum hat ihm die kleine Lisa einst den Beinamen “Singpfarrer” gegeben. Wunderschöne Zeremonien haben wir erlebt – davon zehren wir sehr lange.
Nicht zu vergessen die vielen Chorkonzerte in der vollbesetzten heimischen Kirche, zu der eine große Anhängerschar zum Teil von weit her anreist, um sich ein wenig von unserer positiven Stimmung einzufangen und mit nach Hause zu nehmen.
Viele Brautpaare aus der eigenen und den umliegenden Gemeinden wurden gesegnet zu flotten Gospels von Allegro, Eltern zur Taufe ihrer Kinder begleitet und nicht zuletzt die vielen chorinternen Feierlichkeiten, wie runde Geburtstage, Silberhochzeiten usw., die durch Allegro erst zum Highlight werden. Glauben Sie wieder nicht? Auch das ist nicht übertrieben. Der Ehepartner einer Sängerin brachte es in seiner Begrüßungsrede auf den Punkt: Allegro sei seiner Frau so wichtig, dass sie seither ständig die Lieder probt, der Mittwochabend heilig ist und Auftritte am Samstag schon gar nicht abgesagt werden können. Am Ende des Abends (der Morgen graute) war er überzeugt davon: es stimmt, was meine Frau gesagt hat, ohne Allegro wäre die Feier niemals zu einer so großartigen Party geworden.
Fröhlich, beschwingt haben wir uns der Aufgabe gestellt, den Menschen in Weilmünster und Umgebung die Gospelmusik näherzubringen. Dies erforderte viel Mut und Durchhaltevermögen, denn mit Kritik wurde nicht gespart. Bereits bestehende Chöre waren besorgt wegen der Konkurrenz, ältere Gemeindeglieder hatten Schwierigkeiten, sich an die moderne Form der Gottesdienstgestaltung zu gewöhnen. Aber wir und allen voran Michael Weber haben uns nicht beirren lassen – die Zeit hat uns recht gegeben, wir sind etabliert, ohne anderen zu schaden. Und Nachahmer gibt es in der Gegend zur Genüge – Gospelchöre sprießen wie Pilze aus dem Boden.
Nicht zuletzt unsere großen Erfolge dort, wo unsere Musik von Anfang an geschätzt wurde, haben uns ermutigt, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. So sei der Kirchentag 2001 in Frankfurt erwähnt, wo wir bei 2 Auftritten unser Publikum begeistern konnten; aber auch unseren Ehepartner und Familienangehörigen sei an dieser Stelle ein großes Dankeschön ausgesprochen: sie haben uns von Anfang an unterstützt, uns zu den Auftritten begleitet und angefeuert, haben diverse Samstagnachmittage und -abende auf unsere Gesellschaft verzichtet, haben an uns geglaubt und bestärkt. Unsere Kinder sind mit Allegro aufgewachsen, und so ist schon mal an der Konfirmation die Tochter ganz stolz auf ihren Papa, der in der Kirche ein Solo singt oder überhaupt im Chor die Eltern, Tanten und Onkels mitsingen. Ein größeres Geschenk kann man nicht bekommen.
Die “Gospelszene” breitet sich in Deutschland immer mehr aus, und so gibt es seit einigen Jahren sogar einen Gospelkirchentag – den letzten 2006 in Düsseldorf haben wir im Rahmen unseres Chorausfluges besucht. Balsam für die Seele war es zu sehen, dass es noch mehr “von unserer Sorte” gibt.
Enden möchte ich mit dem Menschen, der eine Vision hatte – all die Menschen, die er mit seiner Musik und seinem Gesang begeistert, die er in “seine Familie” aufgenommen hat, die er getraut und getauft hat, die er getröstet und ermuntert hat, denen er viel Freude gemacht hat mit witzigen Ständchen und und und. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.
Lieber Michael, wir danken dir für deine große Hingabe, für dein unendliches Engagement für unseren Chor Allegro und jeden einzelnen von uns – du bist für uns da, wenn wir Hilfe brauchen, du freust dich und feierst mit uns, sprudelst vor Ideen und witzigen Einfällen, arrangierst sämtliche Lieder in stundenlanger Kleinarbeit selber, bist ein großes rednerisches Talent, das unseren Auftritten die spezielle Würze gibt und das Publikum anspricht und begeistert, und ganz besonders danken möchten wir dir für deine unendliche Geduld, dich nach einem arbeitsreichen Tag noch für zwei Stunden in einen gackernden Hühnerstall zu begeben und das mit einer Ruhe und Gelassenheit, die einmalig ist!
Danke auch an dich, liebe Annegret, dass du ihn auffängst und unterstützt und am allermeisten auf die Gesellschaft deines Partners verzichten musst.
Wir wünschen uns noch viele schöne Jahre mit Allegro und möchten gemeinsam jung bleiben und alt werden.